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1 1/2 Jahre Corona – Ein Interview mit René Wittek

Wer ist René Wittek?

René Wittek ist einer der beiden Geschäftsführer der Spielgestalter und studierter Psychologe. Die Teambuilding Agentur hat sich auf die Fahnen geschrieben Unternehmen dabei zu unterstützen Teams zu stärken. Bevor René die Spielgestalter gegründet hat, war er über 10 Jahre als selbständiger Coach tätig, um Menschen für Konfliktsituationen zu sensibilisieren und zu stärken. Auch bei dieser „Mission“ zeigte er, genau wie bei den Spielgestaltern jetzt, volles Herzblut, da es für ihn eine Berufung ist, Menschen bei Ihrer Entwicklung weiterzuhelfen.
Spielgestalter Teammitglied
Frage: Vor welchen Herausforderungen stehen Unternehmen aktuell?

RW: Neben der physischen Gesundheit, sollten Unternehmen auch die psychische Gesundheit im Auge behalten. Dies ist allerdings schwieriger, da es für diese kein gesetzlich vorgeschriebenes Hygienekonzept gibt. Es ist leider immer noch so: Obwohl wir wissen wie wichtig die seelische Gesundheit für Menschen bzw. Arbeitnehmer ist, gibt es keine Verordnungen oder Vorschriften, die die Fürsorgepflicht der Unternehmen diesbezüglich regelt.

Frage: Was können Unternehmen denn überhaupt machen?

RW: Um das zu verstehen müssen wir uns erstmal anschauen, was denn momentan überhaupt die psychische Belastung der Menschen grundsätzlich ausmacht. Erst danach können Vorgesetzte überlegen, wie sie Ihre Mitarbeiter unterstützen können.

Befragungen zeigen, dass die Pandemie Situation von den meisten Menschen als sehr belastend wahrgenommen wird. Dies ist natürlich nicht überraschend, da uns die aktuelle Situation vor Augen führt, wie verletzlich wir Menschen, unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft eigentlich sind. In den letzten Jahrzehnten haben wir in Deutschland keine ernstzunehmende Krise überstehen müssen. Dies hat dazu geführt, dass wir unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unsere Beziehungen und schliesslich auch uns selbst als mehr oder weniger unverletzlich wahrgenommen haben. In der aktuellen Situation neigen wir aber dazu, diese Unverletzlichkeit in Frage zu stellen. Menschen fürchten sich nun eher um die eigene Gesundheit und die ihrer Familienangehörigen. Darüber bereiten Kurzarbeit oder gar Arbeitsplatzverlust finanzielle Sorgen. Kurz: Viele Menschen nehmen die aktuelle Situation als die größte Krise wahr, die sie bisher überstehen mussten, was Angst, Sorgen, Stress und Unruhe erzeugt.

Dies kann laut einer Untersuchung der WHO u.a. zu „Einsamkeit, Depressionen und schädlichem Alkohol- oder Drogenkonsum“ führen. Die aktuelle Situation bedroht also ganz akut die psychische Gesundheit vieler Menschen. Nun wissen wir aus Medizin und Psychologie, dass Resilienz, also die psychische Widerstandsfähigkeit, hilft Situation wie die, in der wir uns grade befinden, mit weniger schädlichen Folgen zu bestehen.

Diese Resilienz wohnt, in unterschiedlichen Ausprägungen, in jedem von uns. (Natürlich ist diese Ressource nicht stabil und kann in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich ausgeprägt sein.)

Idealerweise besitzen wir also grade jetzt eine starke psychische Widerstandsfähigkeit – zumindest sollten wir versuchen diese zu stärken. Nun wissen wir, dass insbesondere soziale Beziehungen die Resilienz unterstützen und stärken können. Und hier befinden wir uns in einem Dilemma, denn wir werden aktuell aufgefordert soziale Kontakte zu reduzieren. Natürlich könnten wir unsere privaten sozialen Kontakte auch auf virtuellem Wege pflegen, allerdings zeigen Befragungen, dass es uns momentan scheinbar schwerer fällt unsere sozialen Kontakte zu pflegen. In persönlichen Gesprächen habe ich von vielen Menschen gehört, dass Arbeitskollegen die einzigen sozialen Interaktionen sind, die momentan vorhanden sind, denn diese Beziehungen müssen im Sinne der Unternehmen geführt werden, da diese essentiell für Arbeitsabläufe sind.

Diese Beziehungen sind aber nicht freiwillig ausgesucht, wie es beispielsweise bei freundschaftlichen Beziehungen der Fall ist. Zudem sind diese Interaktionen meist von Arbeitsinhalten geprägt und können so unsere anderen sozialen Beziehungen und Interaktionen nicht ersetzen.

Resilienz Haus
Die sieben Säulen der Resilienz
Frage: Wie hilft diese Erkenntnis den Vorgesetzten um die psychische Gesundheit zu fördern?

RW: Unternehmen können dafür Sorge tragen, dass die Arbeitskollegen regelmäßig die Gelegenheit erhalten, sich untereinander sozial auszutauschen und so die Teamchemie zu stärken. Wenn der einzelne Arbeitnehmer sich als Teil eines Teams bzw. die Unterstützung der Kollegen fühlt, die Möglichkeit erhält sozial miteinander zu agieren, wird das Gefühl der Einsamkeit verringert. Dies kann zum einen direkt dem Problem der Isolation entgegen wirken, zum deren aber auch das Gefühl vermitteln, dass man nicht alleine der Situation ausgeliefert ist, sondern Unterstützung durch die Kollegen erhält.

Aus unserer Sicht hat das für Unternehmen 2 Vorteile:

Eine gestärkte Teamchemie fördert die psychische Gesundheit des einzelnen
die Teamleistung kann gesteigert werden, da unter diesen Umständen Gruppen effizienter arbeiten. So ist der Einzelne beispielsweise in einer Gruppe mit guter Teamchemie eher bereit, für die Kollegen einen „Extra-Schritt“ zu machen

Frage: Das hört sich in der Theorie gut an, aber in der Praxis sehen sich Unternehmen verschiedener Branchen momentan mit einer unsicheren Zukunft konfrontiert. Ist es da nicht verständlich, wenn diese ihre Ressourcen momentan sparen, und kein Geld für virtuelle Teamevents ausgeben?

RW: Verständlich scheint es lediglich unter dem Gesichtspunkt, dass wir Individuen in Krisenzeiten eher dazu neigen sparsam zu sein und auf eine bessere Zukunft zu hoffen. Allerdings ist es insbesondere aus unternehmerischer Sicht ungünstig den Kopf in den Sand zu stecken und auf bessere Zeiten zu hoffen. Stellen wir uns doch mal Mitarbeiter vor, die in einem Unternehmen arbeiten bei dem das Gefühl vermittelt wird, dass die Zukunft des Unternehmens so unsicher ist und Einsparungen das einzige Mittel sind, eine etwaige Zukunft zu sichern. Grundsätzlich kann dies die anfangs beschriebenen Ängste und Sorgen vergrössern, was sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirkt. Zum anderen könnte das aber auch dazu führen, dass Mitarbeiter – vor allem wenn sie sich für leistungsstark halten – sich nach einem anderen Arbeitgeber umsehen. Arbeitnehmer mit einem solchen Selbstbild, verfügen übrigens auch über eine höhere Resilienz. Ganz provokativ ausgedrückt könnte das bedeuten, dass bei einem solchen Unternehmen die AN, die sich für leistungsschwächer halten und über eine geringere Widerstandsfähigkeit verfügen, beim Unternehmen bleiben da sie nicht daran glauben bei einem anderen Arbeitgeber eine Stelle zu finden. Im Gegensatz dazu könnten Mitarbeiter, die sich für leistungsstark halten, das Unternehmen verlassen.

Ein ganz anderer Aspekt ist, dass die Belegschaft aktuell eine ganz wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Ressource der Unternehmen ist. Arbeitgeber verlangen insbesondere im Homeoffice viel von Ihren Mitarbeitern ab: Flexibilität bei den Arbeitszeiten, Entgegenkommen bei geplanten Gehaltsverhandlungen, etc. Mitarbeiter möchten dass dies gesehen und gewürdigt wird – regelmäßige Möglichkeiten mit den Kollegen Zeit zu verbringen – und wenn es nur virtuell ist – kann eine günstige Form der Anerkennung sein.

Frage: Dennoch muss ja für ein virtuelles Teamevent Geld da sein…

RW: Solche sozialen Interaktionen müssen nicht viel Geld kosten und können auch selbst organisiert werden. Da gibt es mittlerweile eine große Bandbreite an Möglichkeiten. Das Mindestinvestment des Unternehmens ist lediglich die Arbeitszeit der Mitarbeiter.

Frage: Wie werden Ihre Teamevents denn von den Teilnehmern angenommen?

RW: Grade zu Beginn der Pandemie waren einige Teilnehmer skeptisch, ob Teamevents überhaupt online durchgeführt werden können. Grade diese Teilnehmer waren im Anschluss sehr überrascht, wie gut virtuelle Teamevents funktionieren und das diese sehr viel Freude bereiten.

Gegen Ende des letzten Jahres hatten wir viele Veranstaltungen mit Gruppen, die bereits die zweite oder dritte Veranstaltung mit uns gemacht haben. Von diesen TN haben wir gehört, dass sie sich schon Wochen vorher darauf gefreut Ihre Kollegen bei diesen Veranstaltungen wieder zu treffen und mit Ihnen Spaß zu haben, gemeinsam zu lachen und einfach eine schöne Zeit miteinander zu verbringen.

Mittlerweile haben wir viele Veranstaltungen, bei denen sich die TN untereinander noch gar nicht im Real Life getroffen haben, und sich bisher nur virtuell kennen gelernt haben. Diese melden zurück, dass die Events ein wichtiger Bestandteil sind, um als Team zusammenzuwachsen.

Frage: Das hört sich so an, als wären die Events reine Spaßveranstaltungen?

RW: Alle unsere Maßnahmen fördern Kommunikation, Empathie und soziale Beziehungen, darüber hinaus werden je nach Format weitere Themen bearbeitet wie abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, Führen ohne disziplinarische Verantwortung, Zusammenführung neuer Organisationseinheiten etc. Allerdings glauben wir, dass diese Inhalte besser von den Teilnehmern angenommen werden, wenn sie mit Spaß und Freude erlebt werden. Dies ist auch der Grund, weshalb wir uns schon bei der Gründung unseres Unternehmens dafür entschieden haben, das Spiel als Methode in unseren Maßnahmen einzusetzen. Spaß und Freude ist in der DNA der Spielgestalter fest verankert und in unseren Augen ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Durchführung von Teamevents.

Frage: Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen, was glauben Sie wird die Corona Pandemie auf Dauer verändern?

RW: Führungskräfte sehen aktuell, dass Homeoffice funktioniert, Unternehmen stellen fest, dass sich so Kosten sparen lassen: Homeoffice wird auch nach Corona eine Rolle spielen. Mein Wunsch ist, dass ein Teil der Einsparungen in die betriebliche Gesundheitsförderung der Mitarbeiter investiert wird. Im Sinne einer nachhaltigen Mitarbeiterpflege profitieren auch die Unternehmen davon.

 

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